Endlich geht es los, alles ist gepackt und im Auto
verstaut, Geld umgetauscht und der Wetterbericht läßt auf ein schönes Wochenende
hoffen. Der Straßenbericht verheißt freie Autobahn und damit eine schnelle Anreise
(hoffentlich). Nach drei Stunden Fahrt und einer kleinen Pause in der Raststätte treffen
wir endlich in unserem Hotel ein.
Das Fernstein Hotel bietet neben den normalen Hotelzimmern mit und ohne
Balkon, auch noch die Suiten und Apartments im Schloss, die man unbedingt mal ausprobieren
sollte.
Ist übrigens ein gutes Geschenk für Freunde oder den
geliebten Partner.
Schloß und Hotel liegen ca. 950 m über Meeresspiegel und direkt am
Fernpaß, einige Kilometer vor Nassereith.
Die Begrüßung an der Rezeption ist wie immer sehr
herzlich und das Einchecken geht problemlos über die Bühne. Blick in das Logbuch, alles
klar, die geforderten 50 Tauchgänge sind erfüllt. Diese Regelung mußte aus
Naturschutzgründen eingeführt werden, da leider einige unvernünftige Taucher in
unverantwortlicher Weise in den beiden Seen Fernstein und Samaranger gewütet haben. Wir
sollten alle dafür sorgen, daß dies nicht mehr passiert.
Jetzt aber schnell die Tauchsachen ausgepackt, alles zusammenbauen, besprechen wie wir den
See betauchen wollen, anziehen, den Buddy Check nicht vergessen und dann ab in den See.Langsam gleiten wir in den See, die Sicht ist gigantisch. In dem glasklaren, 6
Grad kalten Wasser sehen wir in 30 – 40 Meter Entfernung schon die am Grund liegenden
Baumstämme. Mit einer Tiefe von maximal 15 Meter ist der Samaranger leicht und ohne
Probleme zu betauchen.
Die auf der rechten Seite, am hinteren Rand liegenden
Baumstämme sind ein atemberaubender Anblick. Mit Algen überwuchert und wirr
durcheinander liegend bieten sie eine geheimnisvolle Atmosphäre.
Gegenüber der Einstiegsstelle, die man über einen holperigen Weg
entlang dem Fernsteinsee erreicht, steht in ca. 12 Meter Tiefe ein kleiner Altar mit Bild
zum Gedenken an einen verunglückten Tauchkameraden.
Weiter geht der Weg an blühenden Algenfeldern vorbei langsam wieder zum
Einstiegsplatz zurück.
Empfehlen möchte ich allen Tauchern, sich beim Tauchen auch mal auf den Rücken zu drehen
und das Spiegelbild des Waldes an der Wasseroberfläche zu genießen.
Jetzt schnell raus aus den Tauchklamotten,
alles wieder aufräumen und nach einem wehmütigen Blick auf den ruhig daliegenden See und
den frischen Eindrücken von einem wunderschönen Tauchgang geht’s zurück zum Hotel
um dem hohlen Gefühl in der Magengegend Rechnung zu tragen.
Die
kulinarischen Freuden der Österreichischen Küche tragen bestimmt nicht dazu bei an
diesem Wochenende abnehmen zu können. Bei Kaiserschmarren und Sachertorte werden die
frischen Eindrücke des letzten Tauchganges noch mal in Gedanken und im Gespräch mit den
Begleitern genossen. Nach einer Erholungspause, Liegestuhl und Sonnenbad sind angesagt,
bereiten wir uns langsam auf das vier Gänge Abendmenue vor, dessen Genuß dazu führt,
daß einige sich nicht mehr zum geplanten Nachttauchgang aufraffen können und lieber an
der Bar noch etwas Fachsimpeln und auf die ganz Unerschrockenen warten, die etwas später
freudig strahlend, aber leicht ausgekühlt, vom Nachttauchgang zurück kommen. Bis dann
die ganzen Eindrücke verarbeitet, die Erlebnisse ausgetauscht sind vergehen dann doch
noch einige Stunden und die Zeit in der man die Zimmerbetten genießen könnte schrumpft
doch ganz gehörig.
Am nächsten Morgen sieht man beim Frühstück dem einen oder anderen
doch noch die lange Nacht etwas an, aber nach einem reichhaltigen Frühstück und der
Aussicht bei strahlendem Sonnenschein tauchen gehen zu können weckt doch bei allen die
Lebensgeister.
Beim Frühstück treffen wir dann auch die ganz Harten, die schon um
7.00 Uhr zum Early Morning Dive gegangen sind. Nachdem dann alle gesättigt sind und wir
die frisch gefüllten Flaschen verteilt haben geht’s runter zum Fernsteinsee um auch
ihm unsere Aufwartung zu machen. Über die vordere Einstiegsstelle geht es vorbei an der
Anlegestelle der Ruderboote in ca. 2-3m Tiefe über eine größere Seegraswiese bis zu
einem Abruch wo es dann auf maximal 16m Tiefe geht. Empfehlenswert ist, den Fernsteinsee
mehrmals zu erkunden und auch zwischen die Inseln zu tauchen um wirklich alles zu sehen.
Gegenüber der vorderen Einstiegsstelle findet man auch in ca. 12m Tiefe eine moderne
Skulptur die eine Madonna darstellt. Im Fernsteinsee gibt es auch die bekannten
Fernsteinsee Weißspitzenforellen (nein kein Taucherlatein, gibt es wirklich) die ein
schönes Fotomotiv sind.
Nach diesem sehr ausgiebigen Tauchgang freuen wir uns alle, in den
wärmenden Strahlen der Sonne gemütlich auf der Terasse zu sitzen oder sich im Liegestuhl
zu erholen. Den verführerischen Köstlichkeiten im Cafe kann fast keiner wiederstehen.
Nach langem Palaver, ob wir nun noch einen Nachttauchgang machen oder nicht, entscheiden
wir uns dann doch uns dieses Erlebnis nicht entgehen zu lassen und bereiten alles vor. Die
Lampen sind frisch geladen, der Ablauf des Tauchganges besprochen, die Buddy Teams
eingeteilt und eine Sicherungsperson am Ufer hat sich auch schon mit einer warmen Jacke,
zusätzlicher Decke, einer Signallampe und einer Thermoskanne mit heißem Kaffee
eingedeckt.
Über uns der sternklare Himmel, hinter uns der
schwache Schein der Hotelbeleuchtung und vor uns tiefschwarz der See. Für manchen
vielleicht etwas gruselig, wie in einem Edgar Wallace Film in London, steigen vom See
leichte Nebelschwaden auf, aber wir können es kaum noch erwarten, in den See zu kommen.
Langsam gleiten wir in das dunkle Wasser, in dem uns nur noch die
Lichtfinger unserer Lampen etwas erkennen lassen. Es ist schon ein besonderes Gefühl, bei
Nacht zu tauchen, die Ruhe unter Wasser scheinen wir noch stärker zu empfinden als bei
Tageslicht. Die wenigen Fische, die wir noch sehen, sind auch schon etwas schläfrig und
verharren bewegungslos bis die Taucher endlich wieder weg sind. Nach einer drei viertel
Stunde zieht es uns dann trotz Trockentauchanzügen langsam wieder zur Ausstiegsstelle, wo
uns schon ein Becher heißen Tee erwartet. In aller Stille wird das Equipment aufgeräumt
und erst im Hotel, an der Bar wandelt sich das ruhige Gefühl des Nachttauchganges in
fröhliches Geplapper, was von einigen anderen normalen Hotelgästen erstmal mit
Unverständnis aufgenommen wird. Nach einiger Zeit aber ergeben sich doch auch mit den
Nichttauchern tiefsinnige Gespräche über Tauchen, Gott und die Welt. Ich vermute, daß
einige sich in Zukunft vielleicht doch etwas mehr für`s Tauchen interessieren werden.
Am nächsten Morgen bereiten sich einige schon langsam auf die Heimfahrt
vor während die, die nie genug bekommen noch den Sonntag für weitere Tauchgänge nutzen,
was auch den Vorteil hat, daß man bei später Heimfahrt sich nicht mehr im sonntäglichen
Abendverkehr quälen muß.
Im Samaranger See tauchen heißt auch außergewöhnliche Eindrücke
genießen, wie zum Beispiel das bekannte Auge von Tirol oder Baumstämme die die Phantasie
anregen (an was erinnert dieser Baumstamm ?)
Wehmütig schauen wir bei der Heimfahrt noch mal zurück zum Hotel und
Fernsteinsee und wissen genau, daß wir bald wiederkommen werden. Im Roten Meer bei 28
Grad Wassertemperatur zu tauchen und die schönen Korallen und bunten Fische zu sehen ist
bestimmt ein faszinierendes Erlebnis, aber so einen schönen Bergsee zu erkunden steht dem
bestimmt in nichts nach.
Wolfgang Döther